Heute

Späte Gedanken

Noch heut‘ möcht‘ ich ein Liebeslied dir schreiben,
bei dem man hinter Worten Herzblut spürt.
Wenn dann Gedankensplitter durch die Sinne treiben,
scheint es, daß man die Ewigkeit berührt.
Erinnerungen formen sich zu Bildern,
prägen Vergangenheit zu Gegenwart –
die Sehnsucht bleibt in mir, ist niemals abzumildern,
selbst, wenn mein Blick auf deinem Bild verharrt.

Dann hör‘ ich deine Stimme und dein Lachen,
fühl‘ deinen sanften Kuß auf meiner Haut,
sehe des Morgens dich in meinem Arm erwachen
und jede Regung ist mir so vertraut.
Als dich das Schicksal rief zur letzten Runde,
mich rüde in die Einsamkeit verstieß,
verging ein langea Glück in einer kurzen Stunde,
trieb mich die Trauer aus dem Paradies.

Nun ist es doch kein Liebeslied geworden,
vielmehr sind’s Worte einer Elegie.
Denn so Gefühle einfach überborden,
verlieren Ziel sie und die Harmonie.
Der Alltagstrott hat Vieles fortgetragen,
auch manches Bild, was spurenlos verblich.
Noch immer möchte ich wie ehedem dir sagen:
„Du warst mein ganzes Glück – ich liebe Dich!“

Thor Wildenhain
(PX 2056/4)