Waldläufer (Teil 1)

Es gibt viele Wege, die man gehen kann
Ich habe auch schon etliche ausprobiert.
Manch‘ Weg fing plötzlich wieder von vorne an
Das passiert, wenn man ziellos im Kreis maschiert.

Ich suchte ja nichts, vertrieb mir nur die Zeit
Und was wollte ich auch glauben, zu finden.
Doch dann erregten meine Aufmerksamkeit
Geschnitzte Herzen in Baumesrinden.

Das ist vieler Verliebter Treueschwur-Stil
Und plötzlich wußte ich auch wieder genau,
Das ich den Waldlauf nur nutzte als Ventil
Für den Schmerz und die Sehnsucht nach einer Frau.

Ich bin ein Mensch, der braucht eine Partnerin
Weil ich sonst seelisch und moralisch leide,
Langsam verzweif’le und mir der Lebensinn
Nach unten hängt wie eine Trauerweide.

Mir fehlt der Mensch zum bau von Seelenbrücken
Der Mensch zum Anlehnen, der Mensch zum Sprechen,
Zum in die Arme nehmen und zum Drücken
Denn ich weiß, ich drohe sonst zu zerbrechen.

Das Alleinsein ist für Herz, Seele und Sinn
Ein Schmerz, der auf Dauer schier underträglich.
Es entstehen Lücken tief im Inner’n drin
Und manche Sehnsüchte verkümmern kläglich.

Wenigstens ein Trost, daß mir der Wald verbleibt
Als Ventil für die Niedergeschlagenheit.
Die frische Luft, der Pflanzenduft, beides treibt
Mir den Lebenswillen an für kurzer Zeit.

Ich habe stets den Wald sehr gern gerochen
Genoss’n seinen befreienden Ruhepol.
Ich habe sogar oft mit ihm gesprochen
Und gehört, das machen Vereinsamte wohl.

Allmählich ist „mein“ Wald ein Freund geworden
Ich bin allein, doch nicht´mehr so einsam.
Traurig, daß Menschen seine Bäume morden
Der kranke Wald und ich, wir tröst’n uns g’meinsam.

Wie ich auch fühle, die Welt dreht sich weiter
Und ich laufe wieder planlos durch den Wald.
Vielleicht bin ich ein verwundeter Reiter
Der wartet, daß man holt ihn vom Pferde bald…..

Heinrich-Alexander Romeo –Gedicht 761a–
Alle Gedichte dieser Kategorie wurden entnommen
dem Gesamtwerk LIEBE-SEHNSUCHT-LEBEN
des Autors.